Resolution zum Insektenschutz auf der 12. Hymenopterologentagung verabschiedet
Mittlerweile gibt es jedoch zahlreiche Untersuchungen, die Langzeitwirkungen aufzeigen und eine Anreicherung von Neonicotioniden in Ackerböden selbst bei vorschriftsgemäßer Anwendung. Eine aktuelle Studie aber weist nach, dass die Bestände bestimmter Wildbienenarten, die bereits auf der Roten Liste der bedrohten Arten stehen, drastisch zurückgehen: „In manchen Gegenden um bis zu 75 Prozent in einem Zeitraum von 10 Jahren“, erklärt der Tierökologe Prof. Dr. Johannes Steidle von der Universität Hohenheim. „Das ist Alarmstufe Rot.“
Massiver Rückgang von Insektenbeständen
Die Insekten sterben nicht sofort. „Aber offenbar sind sie geschwächt. Ihre Lernfähigkeit ist vermindert, sie können nicht mehr so gut riechen, und es wurde beobachtet, dass bei Honigbienen der Bienentanz gestört ist. Die Folge ist, dass die Populationsgröße immer weiter abnimmt. Wildbienenarten sind aber für die Bestäubung extrem wichtig. Andere parasitische und räuberische Insektenarten sorgen für ein natürliches ökologisches Gleichgewicht, damit Schadorganismen nicht Überhand nehmen. Diese biologische Kontrolle ist in Gefahr“, so Prof. Dr. Steidle.
Forschungsergebnisse der letzten Jahre belegen, dass vor allem die modernen Formen der Landwirtschaft zum Insektensterben beitragen. „Kollegen aus Nordrhein-Westfalen untersuchen Insektenbestände über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren und beobachten, dass immer mehr Arten aussterben und die Insektenzahl insgesamt zurückgeht“, sagt der Entomologe Dr. Krogmann. Die intensive Landwirtschaft führe nicht nur dazu, dass sich die strukturelle Vielfalt der Landschaft reduziert, was fatale Auswirkungen auf die Biodiversität hat. Auch Überdüngung und der Einsatz von Pestiziden setze den Insektenbeständen zu. Diese Entwicklung habe sich seit dem Jahr 2000 dramatisch beschleunigt, wie die neuesten Auswertungen zeigen.
Die Resolution zum Schutz der Insekten wurde im Oktober 2016 bei der 12. Hymenopterologen-Tagung, einer Biologen-Fachtagung zum Thema Hautflügler (zu denen Bienen, Wespen und Ameisen gehören), in Stuttgart unterschrieben. Die 77 anwesenden Experten unterzeichneten die Resolution an die Bundesumweltministerin.
Die Hymenopterologen-Tagung ist die wichtigste Plattform der mitteleuropäischen Experten für Hautflügler und findet alle zwei Jahre statt. Sie dient neben der Präsentation aktueller Forschungsergebnisse auch dem Informations- und Erfahrungsaustausch, der Öffentlichkeitsarbeit und der Netzwerkbildung zwischen den Wissenschaftlern.
Resolution an die Bundesumweltministerin
Die Resolution der Experten wurde am Dienstag, 25.10.2016 an Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks verschickt.